Jasmin Mersmann / Museum am Rothenbaum / 2022 / EUR 8.00 - - Über einen Zeitraum von tausend Jahren wurden chinesischen Mädchen die Füße gebunden, um sie möglichst klein zu halten und Vorstellungen weiblicher Anmut und sozialer Distinktion zu genügen. Europäer*innen blickten mit einer Mischung aus Faszination und Befremden auf diese Praxis. Körpermodifikationen sind in vielen Kulturen verbreitet, auch in Europa. Sie folgen Schönheitsvorstellungen, dienen der Zuordnung zu sozialen oder ethnischen Gruppen und wirken identitätsstiftend. Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen kommen sie aus der Mode oder werden von Widerstandsbewegungen als überkommene Traditionen bekämpft. Die Entwicklungen des Füßebindens und des Korsetttragens sind dafür paradigmatisch: Beide entstanden als Merkmal der sozialen Abgrenzung, verbreiten sich aber im 19. Jahrhundert in allen Gesellschaftsschichten. Im 20. Jahrhundert werden sie schließlich aufgegeben.